Das Ackerbürgerstädtchen Bad Sülze wird 1262 erstmals urkundlich erwähnt. Die Stadtkirche als nachweisbar ältestes Bauwerk wird in ihren ersten Teilen um 1180 errichtet. 1236 findet das den Übergang von Romanik zu Gotik wiederspiegelnde verhältnismäßig mächtige Bauwerk erstmals Erwähnung. Zwei Stern- und ein Kreuzgewölbe, der gotische Taufstein, ein Taufengel und die Kerstenorgel aus dem 18. Jahrhundert sind nur einige der sehenswerten „Fundstücke“.
Durchströmt von gehaltvollen unterirdischen Solequellen und umgeben vom Grenztalmoor, einem Niedermoorgebiet mit einem zentral gelegenem Regenmoor im Mecklenburgisch-Vorpommerschen Grenztal, erhält die Stadt nicht nur ihren Namen „Sulta“ (lat. salina) und später Sülze (als Ort an der Salzquelle), sondern vor allem ihre Bedeutung von der Salzgewinnung an riesigen Gradierwerken bis zum ältesten Sol- und Moorbad Norddeutschlands.
Bereits 1243 erhielt das Kloster Bad Doberan das Recht an diesem Ort Salz zu sieden. Der dreißigjährige Krieg und zahlreiche Stadtbrände bringen dem Ort bis ins 18. Jahrhundert immer wieder Zerstörung und Armut. Herzog Gustav Adolf zu Güstrow verordnet 1664 seiner Stadt nur Salz aus Sülze zu handeln und zu verbrauchen. Der landesherzoglich angeordnete Salzzwang sichert den Absatz, bis 1866 die letzten innerdeutschen Zollgrenzen fallen. Um 1744 bricht die erste große Blütezeit über die Salzstadt herein. Das Grundeigentum, immer in fürstlicher Hand, aber bis dahin durch verschiedenste Pachtverhältnisse und Rechte zerstückelt, wird an eine einzige Pächtergemeinschaft vergeben. Handwerker siedeln sich an. Große Gradierwerke entstehen. 1758 lassen die Salinepächter die holländische Windmühle auf dem Krähenberg und ein Jahr darauf das Salzamt errichten.
Am 18. Juli 1770 können zwei Drittel der Häuser der Stadt dem letzten großen Stadtbrand nicht standhalten. Die mit Holzschindeln gedeckte Kirchturmspitze stürzt brennend auf das Kirchenschiff und bleibt auf dem Gewölbe liegen. Das Innere der Kirche und das Rathaus mit allen Urkunden und Papieren werden ein Opfer der Flammen.
Die von Napoleon I. 1806 verkündete Kontinentalsperre des europäischen Kontinents gegen Großbritannien bringt der Stadt Sülze im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts noch einmal einen ungeahnten Aufschwung. Der Salzimport kommt auch in Mecklenburg zum Erliegen und die Saline zu Sülze muss das ganze Land versorgen. Wieder ist es das Salz, das der Stadt zwischen 1807 und 1830 zu Wohlstand verhilft. Der Prahmkanal, der Recknitz und Trebel miteinander verbindet, wird gebaut, um in „Prahmschuten“ das Salz zu verschiffen. Zu dieser Zeit zählt die Stadt 1600 Einwohner.
1822 wird das Solbad gegründet und zwei Jahre darauf ein Kurhaus mit Solebadeanstalt eröffnet. Bis 1857 ist die Stadt auf über 2500 Einwohner angewachsen. 1895 erreicht der erste Zug die Stadt. Die Schienen der "Friedrich-Franz-Bahn" verbinden Rostock und Tribsees mit Bad Sülze. Doch bald darauf wird die Salzproduktion wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt. Am 30. September 1906 verlässt das letzte Salz die Lagerhäuser.
Mit Unterstützung des Großherzogs eröffnet 1881 das Stift Bethlehem Ludwigslust mit „Bethesda“ die erste und 1913 mit „Siloah“ die zweite Kinderheilstätte in Sülze. Das Sol- und Moorbad gewinnt zunehmend an Bedeutung. 1927 wird das Kurgelände vom Land übernommen und an die Mecklenburgischen Landeskassen übergeben. Damit kann der Fortbestand der Kuren gesichert werden. Die Stadt wird als Kurort anerkannt und darf sich fortan „Bad“ nennen.
1944 wird durch Blitzschlag der „Friedrichsbau“ das letzte der fünf Gradierwerke stark beschädigt und verfällt.
Die Demontage der Schienen zum Ende des Krieges und die Schließung des Prahmkanals schienen das Städtchen endgültig von der Außenwelt abzuschneiden.
Doch die Menschen sind geblieben, neue sind hinzugekommen und haben ihren Heimatort lieben gelernt. Die Sole und das Moor sind geblieben. Das Kuren ist geblieben und durch modernste Anwendungen in der Rehabilitation noch bedeutender geworden.